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22UE 1

Volker Bartsch
2000, Bronze

Blick durch UE I

Eine weitere Skulptur steht in Haus 85. Wer an das Gebäude herantritt, kann sie links vom Eingang durch die Fenster erblicken. Es ist die Bronzeskulptur "UE 1" des deutschen Malers, Grafikers und Bildhauers Volker Bartsch.

Volker Bartsch wurde 1953 in Goslar geboren. Bis 1979 studierte er an der Universität der Künste in Berlin Bildhauerei. 1977 begann er, sich mit dem Material Bronze auseinander zu setzen; 1978 baute er eine eigene Bronzegießerei auf. Im Jahr darauf wurde er zum Meisterschüler ernannt. Es folgten Aufenthalte in Portugal, wo er sich mit Natursteinstrukturen befasste sowie der Toskana und Tanger und Marrakesh in Nordafrika, wo er sich verstärkt der Bronze zuwendete und Gusstechnik verfeinerte.

1985 erhielt Bartsch den Auftrag, den Ammonitenbrunnen auf dem damals unbenannten Platz in Berlin zu gestalten, der seit 1991 den Namen Olof Palmes trägt. Dies war sein erster Auftrag für Arbeiten im öffentlichen Raum, auf den über 40 weitere folgten. Daneben sind seine Werke weltweit in über 50 Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen. Für den Brunnen kombinierte Bartsch den Naturstein Schiefer mit Bronzeskulpturen zu einer urzeitlich-geologischen Installation, die sich erst aus der Vogelperspektive voll erschließt. Das Spiel mit der Betrachterperspektive wurde zu einem Charakteristikum von Bartschs Skulpturen: "Wir sind ja so geschult, dass wir alles durch ein bestimmtes Rastersystem verfolgen, sehen. Und diese Raster (...) breche ich ganz bewusst auf, in dem ich die Dinge aus den Angeln hebe" (1).

Auch in den Folgejahren arbeitete Bartsch weiter mit Bronze: "Nicht umsonst (...) das Heiligste der Bildhauerei" (1), wie er sagt. Um den Bronzecharakter zu betonen, begann Bartsch 1992 seine Skulpturen zu schweißen statt zu gießen. Dabei setzte Bartsch "die sichtbaren Schweißnähte als Gestaltungsmerkmale zur linearen Gliederung der Oberflächen" (1) ein. Wer näher herantritt wird noch mehr darin erkennen: "Das sind Landschaften" (1).

Seine Leidenschaft für das Restaurieren von Oldtimern brachte ihn auf die Idee selbst tragende Skulpturen zu konstruieren. Bekannt sind seine Großplastiken “Brückenschlag” vor der BHF-BANK Zentrale in Frankfurt, sowie „Perspektiven“ auf dem Campus der FU Berlin, die als größte Bronzeskulptur Europas gilt.

Wie diese gehört UE 1 zur Werkgruppe "Magie der Tore". Tore üben seit seiner Kindheit eine große Faszination auf Volker Bartsch aus. "Alle stellen auch eine Begrenzung dar, nämlich die vom Davor und dem Dahinter. Immer ist es ganz entscheidend, auf welcher Seite eines Tores man sich befindet" (2)

Der Name UE I bezieht sich auf die ursprünglichen Auftraggeber des Werks, das Sammlerpaar Gernot und Ute Ernst. Sie hatten die Skulptur für den Innenhof der Delbrück Bank in Auftrag gegeben.

UE I besteht aus Bronze-Elementen, die geschichtet wirken und Durchgänge oder Portale bilden und fiktive Räume beschreiben. Die einzelnen Elemente sind jeweils aus mehreren Teilen asymmetrisch zusammengesetzt, stets ohne rechte Winkel. Die glatten Bronze-Oberflächen werden von markanten, narbigen Schweißnähten unterbrochen. Die in Schräglage geschaffene Skulptur balanciert an drei Punkten auf einem Sockel. Die Konstruktion spielt mit Statik und Stabilität und fordert die Betrachtenden auf, den Standpunkt mehrfach und immer wieder auf Neue zu wechseln. Das Prinzip des Perspektivwechsels ist typisch für Bartschs Großskulpturen: „Von jeder Betrachtungsposition aus offenbaren sich völlig neue Perspektiven und Raumerfahrungen“(3).

Dies lässt sich als Verweis auf die Arbeiten des Campus Berlin-Buch verstehen, dessen Forschungseinrichtungen kollaborieren, biomedizinische Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu analysieren.

Die Skulptur ist eine Leihgabe der Familie Ernst.

Mit Material von:
https://de.wikipedia.org/wiki/Volker_Bartsch
Stand 03.11.2021

(1) Film "Volker Bartsch, Bildhauer - Maler - Graphiker"

(2) http://volker-bartsch.de/bereiche/werkgruppen/magie-der-tore/

http://volker-bartsch.de/
Stand 06.05.2023

(3) Zitat aus: https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2007/fup_07_193/index.html
Stand 03.11.2021