9Trompetender Hahn
um 1943
Gemälde, Tempera auf Karton, 148 x 135 cm
Auch im Gemälde „Trompetender Hahn“ setzt sich Jeanne Mammen mit der nationalsozialistischen Zeit auseinander. Hier ist der Bildhintergrund in dunklen Erdtönen gehalten. Den Bildvordergrund nimmt ein hahnenköpfiger, apokalyptischer Reiter auf seinem Pferd ein. Körper und Uniform sind aus kleinteiligen geometrischen Stücken facettiert. Erkennbar sind die Arme. In der linken Hand hält er eine Fanfare, in die er bläst, in der rechten Hand einen Säbel. Das Pferd bleckt mit hängender Zunge die Zähne, auf dem Kopf trägt es Stierhörner. Die Darstellung gibt Rätsel auf und erklärt sich doch durch ihre Datierung. Frankreich, seit 1940 von der deutschen Wehrmacht besetzt, symbolisiert der Hahn, das Pferd mit den Stierhörnern steht für Europa, das mit dem Einmarsch der Alliierten ab August 1944 befreit wird von dem nationalsozialistischen Terror.
Eigentlich habe ich mir immer gewünscht: nur ein Paar Augen sein, ungesehen durch die Welt gehen, nur die anderen sehen. Leider wurde man gesehen ...
Zitat aus Jeanne Mammen 1890 – 1976, hrsg. von der Jeanne-Mammen-Gesellschaft in Verbindung mit der Berlinischen Galerie 1978, Edition Cantz Stuttgart-Bad Cannstatt, S.97