direkt zum Inhalt springen

12Walter Friedrich

25.12.1883 in Magdeburg –
16.10.1968 in Berlin

Büste am Walter-Friedrich-Haus

Walter Friedrich war Biophysiker und später Direktor des Instituts für Medizin und Biologie der Akademie der Wissenschaften in Berlin-Buch. Mit seinen Arbeiten über die klinische Anwendung von Röntgen- und Radiumstrahlen legte er den Grundstein für die Röntgenstrukturanalyse, eine heute in der molekularbiologischen Forschung unverzichtbare Methode.

Walter Friedrich studierte ab 1905 Musik und Physik in Genf. Das Musikstudium brach er ab und wechselte nach München, wo er sein Physikstudium abschloss. 1911 promovierte er bei Wilhelm Conrad Röntgen mit seiner Dissertation „Räumliche Intensitätsverteilung der X-Strahlen, die von einer Platina-Antikathode ausgehen“. Anschließend arbeitete er als Assistent am Institut für Theoretische Physik in München. Dort hatte Max von Laue die Vermutung geäußert, dass sich die Interferenz von Röntgenstrahlen an Kristallen experimentell nachweisen lassen könnte. Röntgen selbst und der Institutsdirektor Arnold Sommerfeld hielten dies für unmöglich. Walter Friedrich und Paul Knipping gelang der Nachweis. Sie veröffentlichten die Arbeit mit Max von Laue 1912, wofür Laue 1914 den Nobelpreis erhielt, dabei aber die Verdienste von Friedrich und Knipping betonte. Indem sie nachwiesen, dass Röntgenstrahlen an Kristallen interferieren, also von ihnen gebeugt werden, bewiesen Friedrich und Knipping, dass auch Röntgenstrahlen elektromagnetisch sind. Und sie bewiesen, dass Kristalle aus dreidimensional angeordneten Atomen bestehen. Heute wird die Methode als Röntgenkristallstrukturanalyse in der molekularbiologischen Forschung eingesetzt, um die Struktur von Proteinen aufzuklären.

Büste Walter Friedrich

Walter Friedrich wechselte 1914 an die Universitätsklinik Freiburg. Hier arbeitete er zur klinischen Anwendung von Röntgen und Radiumstrahlen und gründete die erste Forschungsstelle für Biophysik an einer deutschen Universität. 1917 habilitierte er sich, 1921 berief ihn die Universität zum Professor für Physik. Nur ein Jahr später berief ihn die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin auf den Lehrstuhl für Medizinische Physik und zum Direktor des Instituts für Strahlenforschung. Friedrich verblieb während der Zeit des Nationalsozialismus in seiner Position. Er veröffentlichte Arbeiten gemeinsam mit jüdischen Mitarbeiter*innen und konnte nach 1933 die Deportation zweier jüdischer Forscher verhindern.

Für die damalige Zeit ungewöhnlich war Friedrichs interdisziplinärer Ansatz. Am Institut arbeiteten Physiker-*innen, Chemiker*innen und Biolog*innen gemeinsam mit Mediziner*innen. Das Institut wurde 1944 durch Bombenangriffe beschädigt und später zerstört. 1947 lehnte Friedrich einen Ruf der Universität Marburg ab und übernahm stattdessen die Leitung des Instituts für Medizin und Biologie der Akademie der Wissenschaften in Berlin-Buch, dem er bis zu seiner Emeritierung vorstand. Friedrich baute die medizinisch-biologischen Institute in Buch sowie die Geschwulstklinik auf, die als Robert-Rössle-Klinik bekannt wurde. Heute arbeiten in dem Gebäude die Forscher*innen und Kliniker*innen des Experimental and Clinical Research Centers (ECRC) von MDC und Charité. Auch in Buch wirkte Friedrich interdisziplinär. Auf dem Campus entstanden unter anderem Abteilungen für biologische Krebsforschung und Biophysik.

Von 1949 bis 1952 war Walter Friedrich Rektor der Humboldt-Universität Berlin, von 1951 bis 1956 Präsident der Akademie der Wissenschaften der DDR. Er starb 1968 in Berlin.

Der interdisziplinäre Ansatz wird bis heute auf dem Campus Berlin-Buch verfolgt. Auch die von ihm begründete Röntgenstrukturanalyse wird hier bis heute betrieben.

Informationen zur Röntgenstrukturanalyse finden Sie auf der Webseite des virtuellen Mikroskopmuseums im Porträtvideo über die Arbeitsgruppe von Prof Dr. Oliver Daumke.

Maria Schockel-Rostowskaja, Bronze, 1964