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9Detlev Ganten

28.03.1941 in Lüneburg

Büste Detlev Ganten vor dem Max-Delbrück-Haus

Detlev Ganten ist ein deutscher Mediziner und Pharmakologe. Zu seinen wissenschaftlichen Leistungen gehören grundlegende Erkenntnisse zur Evolution hormoneller Systeme sowie zur molekularen Genetik, Diagnostik, Therapie und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, besonders dem Bluthochdruck. Darüber hinaus hat Ganten als Vorsitzender der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, als Gründungsdirektor des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC), als Vorstandsvorsitzender der neuen Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie als Präsident des World Health Summit wichtige Beiträge geleistet zur Neuorientierung der Gesundheitswissenschaften nach der deutschen Wiedervereinigung.

Ganten absolvierte 1957 zunächst eine Ausbildung zum landwirtschaftlichen Gehilfen. 1962 begann er sein Medizin-Studium in Würzburg, das er ab 1964 in Montpellier in Frankreich weiterführte und ab 1966 in Tübingen. Hier schloss er 1968 mit der Promotion ab und heiratete Frau Dr. med Ursula Ganten, mit der er stets gemeinsam geforscht und publiziert hat. Nach klinischer Tätigkeit in Tübingen und Emden erhielt er 1970 die Approbation als Arzt. Zwischen 1969 und 1973 arbeitete Ganten als Wissenschaftler in Montréal, Canada, und erwarb an der McGill University den Philosophical Doctor (PhD). Ganten kehrte zurück nach Deutschland und arbeitete bis 1991 am Pharmakologischen Institut der Universität Heidelberg, die ihn 1975 zum Professor berief.

Büste Prof. Detlev Ganten

Nach der deutschen Wiedervereinigung erhielt Ganten 1991 von der Bundesregierung den Auftrag, die Zentralinstitute der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Buch zu reorganisieren. Er wurde Gründungsdirektor des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) und seit 1993 gleichzeitig Professor an der Freien Universität Berlin auf dem Lehrstuhl für klinische Pharmakologie. Von 1997 bis 2001 war er Vorsitzender der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. 2004 ernannte der Senat der Stadt Berlin Detlev Ganten zum Vorstandsvorsitzenden der Charité – Universitätsmedizin Berlin. In dieser Zeit fusionierte Ganten die Medizinischen Fakultäten im ehemaligen Westen (Freie Universität) und im Osten Berlins (Humboldt-Universität) zur neuen Charité – Universitätsmedizin Berlin unter Erhaltung der Standorte Steglitz, Wedding, Mitte und Buch. Mit dem Universitätsmedizingesetz von 2005 wurde diese neue Struktur der Berliner Medizin und eine privilegierte Partnerschaft der Charité – Universitätsmedizin Berlin mit dem MDC festgeschrieben.

Ganten blieb auch nach seiner Emeritierung im Jahre 2008 in zahlreichen Funktionen und Ämtern aktiv. So initiierte er zur 300-Jahrfeier der Charité im Jahre 2009 den seither jährlich stattfindenden World Health Summit, eine internationale Konferenz zu Fragen der globalen Gesundheit, deren Präsident er bis 2020 blieb. Im Jahre 2021 war er einer der Initiatoren der Virchow Foundation for Global Health. Ganten lebt in Berlin.

Seine wissenschaftlichen Arbeiten bildeten die Grundlage für das Verständnis, die Prävention und die Entwicklung neuer Therapien des Bluthochdrucks und anderer Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nicht weniger bedeutend sind seine Verdienste um die Wissenschaftsorganisation, die Förderung des Nachwuchses und seine Initiativen zu globalen Gesundheitsfragen.

Anna Franziska Schwarzbach, Eisenguss, 2021