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19Pluie au Kurfürstendamm (Noinširmjogi)

um 1951
Gemälde, Öl auf Karton, 139,5 x 99,5 cm

Pluie au Kurfürstendamm (Noinširmjogi)

Das Gemälde „Pluie au Kurfürstendamm“ wird der graphischen Phase Jeanne Mammens zugeordnet. Die Künstlerin trägt in diesem Werk Farben auf grauen Grund auf und verteilt darüber mit dem Spachtel deckendes Weiß. Durch Brüche und Lücken im pastos aufgetragenen Weiß scheinen der graue Grund und farbige Tupfer hindurch. So erwirkt Mammen den Eindruck von trübem, nassem Wetter. Zu sehen ist eine verregnete Straßenszene. In der Bildmitte skizzieren schwarze Striche menschliche Figuren. Parallele Schraffuren deuten Bewegungen an. Die darüber gezeichneten Ovale aus ebenso schwarzen Linien können als Regenschirme gedeutet werden, unter denen die Gestalten über den Kurfürstendamm eilen.

Max Delbrück kaufte das Bild zu Beginn der 1960er Jahre. Beim Scrabbeln erfand er den zweiten Titel des Gemäldes: Noinširmjogi. Die Schreibweise ‚Noin‘ für ‚Neun‘ und ‚širm‘ für ‚Schirm‘ verweist auf das internationale phonetische Alphabet. In seinem Brief an Jeanne Mammen vom 7. Juni 1962 berichtet er darüber:

„Dear Jeanne, jetzt fang ich schon wieder englisch an. Das kommt von der hektischen Situation ringsherum. Also zunächst mal: die Bilder kamen gut im Autobus mit, der Schaffner hat nicht mit der Wimper gezuckt. Ebenfalls im Flugzeug in der Kabine, obwohl 85 Passagiere da waren (komplette Besetzung) und das grosse Bild den Weg zum Klo verstellte. Ebenfalls im Auto vom Flughafen Köln nach Hause, obwohl wir es oben auf dem Dach verladen mussten. Die feierliche Enthüllung des „NOINSIRMJOGI“ fand am übernächsten Tag in Anwesenheit aller ursprünglich an dieser Sprachschöpfung beteiligten statt (mit viel Wein). Neue Sprachschöpfungen gab es dabei, die ich Dir aber nicht mitteile, da sie Deiner Intuition vorgreifen könnten.“

Zitiert nach Jeanne Mammen und Max Delbrück –Zeugnisse einer Freundschaft, Berlin 2005, S. 72