direkt zum Inhalt springen

1Robinie

Robinia pseudoacacia

Robinie vor dem Gläsernen Labor

Der erste Baum des Rundgangs steht gleich hinter dem Torhaus links in einer Gruppe aus drei Bäumen: eine Robinie, auch Scheinakazie genannt. Der botanische Name lautet Robinia pseudoacacia, sie gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler oder Fabaceae.

Robinien sind sommergrüne Bäume mit rundlicher Krone, die Höhen zwischen 20 und 30 Metern erreichen können, je nachdem ob sie einzeln oder in Gruppe stehen. Robinien haben eine dicke, graubraune und tief gefurchte Borke. Sie sind winterfrosthart und grünen erst im späten Frühjahr.

Ihren Namen Scheinakazie oder pseudacacia verdanken die Bäume ihrer Gestalt. Die wie geflochten wirkende Borke, die gefiederten Blätter und die Dornen erinnern an Akazien, mit denen die Robinie allerdings nicht verwandt sind. Der Name Robinie stammt von Carl von Linné, der die Gattung erstmals beschrieb. Er benannte sie nach Jean Robin, dem französischen Pharmazeuten, Botaniker und Hofgärtner, der Robinien 1601 wegen ihrer Blütenstände aus Virginia einführte. Zwischen Mai und Juni zeigen die Bäume weiße gestielte Blüten, von denen je ein bis zwei Dutzend an jungen Zweigen etwa 10-25 cm lange hängende Blütenstände bilden, die nach Bergamotte riechen.

Robinie Blätter
Robinie Rinde
Robinie Früchte
Robinie im Winter

1670 wurde die Robinie als Ziergehölz erstmals auch in Deutschland angebaut, genauer: im Berliner Lustgarten. Mittlerweile wächst sie auch wild in Deutschland. Sie stellt nur geringe Anforderungen an Böden. Als Leguminose trägt sie Luftstickstoff bindende Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln und düngt ihn sogar auf. Sie wird daher auch angebaut, um Wälder wiederaufzuforsten, die durch Übernutzung zerstört wurden. Hinzu kommt, dass sie sich auch vegetativ durch Wurzelschösslinge vermehren kann. Obendrein sind ihre Früchte besonders. Die etwa fünf bis zehn Zentimeter langen Hülsenfrüchte tragen je etwa vier bis zwölf Samen. Sie sind im September reif, verbleiben als "Wintersteher" aber teilweise bis zum Frühjahr am Baum. Die Samen sind auch nach bis zu 30 Jahren noch keimfähig. Diese Eigenschaften machen Robinien "pionierfähig" und lassen sie dazu neigen zu verwildern. Beispiele dafür kann man in Deutschland sehen. Hier verbreitete sie sich nach dem zweiten Weltkrieg stark auf Trümmerfeldern und auf Grundstücken aus, die zerstört waren und nicht gepflegt wurden.

Heute hat die Robinie einen festen Platz in der Imkerei. Ihre Blüten bieten reichlich Nektar, dessen hoher Zuckergehalt viele Insekten anlockt. Der meiste in Deutschland verkaufte Akazienhonig stammt in Wahrheit von Robinien. Er ist wegen der flüssigen Konsistenz beliebt. Da er viel Fructose und wenig Glucose enthält neigt er nicht zum Kristallisieren. In Brandenburg macht er bis zu 60 Prozent der Honigernte aus.

Die Blüten können zu Marmelade oder Sirup verarbeitet oder in Tees und Getränken verwendet werden. Obendrein enthalten sie einige Substanzen, denen eine gesundheitsförderliche Wirkung nachgesagt wird. So sind Flavonoide wie Acaciin wegen möglicher neuroprotektiver Wirkung für die Alzheimertherapie interessant, Farnesol wirkt antibakteriell und wird in der Krebstherapie diskutiert.

Rinde und Früchte hingegen sind stark giftig. Sie enthalten toxische Proteine wie Robin, Phasin, Glykosiden wie Syringin und Gerbstoffe. Robin und Phasin lassen das Blut verklumpen (agglutieren). Vergiftung zeigt sich durch Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und erhöhte Körpertemperatur. Zu Schwindel, Müdigkeit und Schlafsucht kommen erweiterte Pupillen, Sehstörungen sowie krampfhafte Zuckungen. Kreislaufstörungen, Kollaps und Tod sind möglich.

2020 war die Robinie Baum des Jahres in Deutschland.